Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Nagel: EZB-Zinssenkung vor Sommerpause wahrscheinlicher

Erscheinungsdatum Website: 22.03.2024 14:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 25.03.2024

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FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel möglich, aber keine ausgemachte Sache. In einem MNI-Webcast betonte der Bundesbankpräsident, dass die EZB ihre Entscheidungen auf Basis der vorliegenden Daten treffen werde, was auch für eventuelle weitere Zinsschritte nach dem Sommer gelte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine erste Zinssenkung vor der Sommerpause geben wird, nimmt zu." Allerdings werde die Zinsentscheidung von den Daten abhängen, und er halte eine Entscheidung im Juni für wahrscheinlicher als im April. "Wir werden im April sehen, was wir auf dem Tisch haben", sagte Nagel.

Momentan sehe es so aus, dass die Datenlage im April nicht ausreichen werde, um die Zinsen zu senken. "Aber ich warte ab", fügte Nagel hinzu. Auf die Frage nach weiteren Zinssenkungen nach der Sommerpause sagte Nagel, diese wären "kein Automatismus". Unsicherheiten bestehen Nagel zufolge sowohl mit Blick auf die Lohnentwicklung als auch auf die Energiepreise. Gerade in Deutschland seien noch Lohnerhöhungen "in der Pipeline".

Nagel machte auf Nachfrage klar, dass die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen unabhängig von denen der US-Notenbank treffen wird. "Wir müssen unseren Job machen und unser Mandat erfüllen", sagte er. Es sei gut, sich von den Entscheidungen in anderen Wirtschaftsräumen unabhängig zu machen.

Die EZB macht ihre Zinsentscheidungen derzeit von der Einschätzung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission abhängig. Nagel nannte die Kerninflation "hartnäckig", hier brauche es mehr Klarheit. "Wir sollten den Sieg über die Inflation nicht zu früh ausrufen", sagte er.

Die kürzlich von EZB-Ratsmitglied Pablo Hernandez de Cos geäußerte Vermutung, die Geldpolitik könnte die Wirtschaft ungewöhnlich stark bremsen, wies Nagel zurück: "Die geldpolitische Transmission ist etwa so stark wie in früheren Zyklen", sagte er.

DJG/hab/apo

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